Mögliche Folgen nach Abtreibung


Nach einer Abtreibung kann es passieren, dass die Betroffene nach einer unbestimmten Zeit in eine Krise gerät und im Nachhinein tiefe Reue über die Abtreibung ihres Kindes entwickelt. Auch Angehörige der Betroffenen (z.B. der Vater des Kindes) können davon betroffen sein, besonders wenn sie gegen eine Abtreibung waren, diese aber nicht verhindern konnten. Gefühle von Schuld und Trauer drehen sich diffus im Kreis und können so weit gehen, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Alltag zu bewältigen und ein normales Leben weiterzuführen.

 

Ein amerikanisches Forschungsteam hat 1981 erstmals das Post Abortion Syndrom (PAS) als psychische Störung bei Frauen nach einem Schwangerschaftabbruch beschrieben. Der Lebensrechtsaktivist Vincent Rue und die Psychologin Anne Speckart beschrieben 1992 "das post abortion syndrome als eine Variante der Posttraumatischen Belastungsstörung, die sich infolge eines Schwangerschaftsabbruchs entwickele" (Wikipedia).

 

Seit Bekanntmachung dieser Studie wird das PAS kontrovers diskutiert und es scheinen sich zwei Lager in dieser Debatte zu etablieren: Die Befürworter und die Gegner von Abtreibungen. Ein Dazwischen lässt sich anscheinend nicht realisieren.

 

Sowohl die Befürworter als auch die Gegner führen bis heute immer wieder Studien durch, mit denen sie herausfinden wollen, wie viele Frauen tatsächlich vom Post Abortion Syndrom betroffen seien. Beide Lager kommen seit Jahren immer wieder zu den gleichen Ergebnissen:

 

-> Die Abtreibungsbefürworter haben festgestellt, dass höchstens 5 von 100 der betroffenen Frauen psychische Störungen nach der Abtreibung entwickele (vgl. Pro Familia).

 

-> Die Abtreibungsgegner stellten erneut fest, dass mindestens 20 von 100 Frauen in der Folge an benannten Symptomen des PAS erkranken und selbst nach 30 Jahren und länger nicht darüber hinweg kommen würden (vgl. Ärzte für das Leben e.V.).

 

Unabhängig von den erforschten Häufigkeiten, wie viele Frauen nach einer Abtreibung daran psychisch erkranken, bleibt die Erkenntnis: Es gibt Frauen, die nach einer Abtreibung psychisch erkranken und offenbar Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung (oder eines Post Abortion Syndrom) entwickeln und mitunter für den Rest ihres Lebens darunter leiden, wenn die Aufarbeitung nicht gelingt. Die Schwere ihres Leidens kann so weit führen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, einer geregelten Arbeit nachzugehen, sich ihren lebenden Kindern nicht angemessen zuwenden können oder im schlimmsten Fall ihr Leben mit einem Suizid beenden.

 

 

Die Wahrheit dazwischen

 

Ob es nun 5 Frauen oder 20 Frauen von 100 sind, sei dabei dahingestellt, denn jeder einzelne darunter leidende Mensch ist es wert, beachtet zu werden und Hilfe zu bekommen.

 

Vorrangig betroffen sind vermutlich jene Frauen, für die ihre Entscheidung zur Abtreibung nur die zweite Wahl war und deren erste Wahl es gewesen wäre, ihr Kind auszutragen. Oder anders ausgedrückt: Das Kind zu bekommen, wäre ihre Herzensentscheidung gewesen; es abzutreiben, war der vernunftgesteuerte Kompromiss.

 

Was meistens übersehen wird, ist die Tatsache, dass es sich bei einer Abtreibung um eine der elementarsten Gewissensentscheidungen handelt, zu der eine Frau jemals in ihrem Leben herausgefordert werden kann.

 

Was will dein Herz?

Was will dein Verstand?

Was sagt dir dein Bauchgefühl?

 

Alle haben eine Meinung, aber wollen die Außenstehenden wirklich verstehen, wie es der Schwangeren im Innersten damit geht? Die Möglichkeit, professionell abtreiben zu lassen, kann einen zusätzlichen Gewissenskonflikt schaffen, z.B. wenn die schwangere Frau zu unsicher oder zu schüchtern ist, zu ihrem eigenen Herzenswunsch zu stehen. Hier besteht möglicherweise eine besondere Gefährdung für die Betroffene, später psychisch zu erkranken. Kritisch wird es für die Frau, wenn sie selbst keinen Kontakt mehr zu ihrem eigentlichen Dilemma findet, weil die Abtreibung ihres Kindes aus Selbstschutz zu einem Tabu in ihrem Leben gemacht hat.

 

Was du verdrängst, verdrängt irgendwann dich.

 

Demzufolge brauchen die betroffenen Frauen mehr Aufmerksamkeit bei der ärztlichen und psychotherapeutischen Behandlung, besonders dann, wenn die bisher durchgeführten Behandlungen keine maßgeblichen Erfolge zeigen. Hinzu kämen die Väter, Geschwister und weitere Angehörige des abgetriebenen Kindes, die damit nicht zurechtkommen und ebenfalls Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung oder des Post Abortion Syndroms entwickeln können.

 

 

Generationenkonflikt

 

Schwangerschaftsabbrüche können auch zu einem generationsübergreifendem Thema werden. In Familiengenogrammen lässt sich oft erkennen, dass Mütter und / oder Großmütter der Betroffenen ebenfalls Schwangerschaftsabbrüche hatten. Hier verknüpft sich die eigene Betroffenheit zu abgetriebenen Geschwistern und Onkel oder Tanten. Wenn diese ungeborenen Kinder zu Tabukindern innerhalb der Familie werden, kann dies besonders bei hochsensiblen Betroffenen zusätzliche psychische Belastungen hervorrufen (vgl. Symptome des Post Abortion Syndroms). Ein irritiertes Mutter-Kind-Verhältnis in Zusammenhang mit einem unverarbeitetem Abtreibungskonflikt der Mutter kann die Folge sein und der Betroffenen den Zugang zum eigenen Mutter-Sein erschweren. Dann bleibt das ungelöste Problem solange in einer Familie, bis es endlich zur Sprache kommt damit es aus der Tabuzone ans Licht gebracht und schließlich aufgelöst werden kann.

 

 

Unzureichende psychotherapeutische Beachtung

 

Bis heute ist das Post Abortion Syndrom als psychische Störung nicht wissenschaftlich anerkannt. Auch ähnliche Diagnose-Beschreibungen liegen noch nicht vor. Demzufolge findet es bei den meisten medizinischen und psychologischen Fachkräften immer noch sehr wenig bis gar keine Beachtung und wird in Behandlungen nicht ausreichend thematisiert. Eine konkrete Diagnosenstellung ist noch nicht möglich, weil es immer noch keinen passenden Code im ICD-11 der WHO gibt.

 

Falls du dich bereits (seit mehreren Jahren?) wegen einer psychischen Erkrankung in ärztlicher oder therapeutischer Behandlung befindest und du den Eindruck haben solltest, dass dein Abtreibungskonflikt noch nicht genug beachtet wurde, unterstütze ich dich gern dabei, wie es dir gelingen kann, deine behandelnden Ärzte bzw. Therapeuten aufmerksam darauf zu machen. Sie brauchen deine Anleitung, damit sie wissen können, welche Hilfe du brauchst.

 


Quellen und weitere Informationen zum Post Abortion Syndrom

 

Post Abortion Syndrom Beschreibung auf Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Post-Abortion-Syndrom

 

Ausführliche Fachinformationen zum Post Abortion Syndrom, Ärzte für das Leben e.V.: Vergleich des Post Abortion Syndroms (PAS) mit der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS):

https://aerzte-fuer-das-leben.de/fachinformationen/schwangerschaftsabbruch-abtreibung/post-abortion-syndrom-pas/

 

Auswertung einer Studie zur Entscheidungssicherheit von Frauen, Pro Famila Magazin 4/2015:

https://www.profamilia.de/fileadmin/profamilia/verband/pfm3-2015_schweiger_studie_schwa.pdf

 

Kommentar zur Studie über Frauengesundheit nach Abtreibung, Ärzte für das Leben e.V. "neues" 08.02.2019:

https://aerzte-fuer-das-leben.de/neues/aktuell-2019/08-02-19-kommentar-studie-post-abortion-syndrom/